Rapid Response
Domestical Violence Signal for Help/ Signal gegen häusliche Gewalt.
Ein partizipatives und kollektives Textil-Kunstprojekt von #engmaschig – Initiative für Handarbeit und nachhaltige Textilien.

Im Dezember 2021 initiierte  #engmaschig – Initiative für Handarbeit und nachhaltige Textilien in Kooperation mit dem GRASSI Museum für Völkerkunde eine „rapid response“ zu den Themen Einsamkeit und Empathie in Zeiten von Corona: 

Häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen ist zum Thema dieses Projekts geworden, weil sie uns alle betrifft bzw. Auswirkungen hat, die uns alle betreffen, und wir zur Vernetzung und gegenseitigen Unterstützung innerhalb der Zivilgesellschaft beitragen wollen.

Anlässlich der steigenden Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt betroffener Frauen während der Pandemie haben wir im Rahmen dieses partizipativen Handarbeits- und Kunstprojekts jede und jeden dazu eingeladen, ein oder mehrere Patches mit einem ganz persönlichen „Domestical Violence Signal for Help“ zu gestalten. 

Die Intention dieses Projektes war es, Menschen in einem geschützten Rahmen durch handarbeiterische Annäherung und gestalterisch spielerische Auseinandersetzung mit diesem schmerzhaften Thema einen Ausweg aus der eigenen Sprachlosigkeit zu bieten und uns so solidarisch gegen häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen positionieren. 

Aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie haben wir dieses ursprünglich vor allem mit Präsenzveranstaltungen geplante Projekt zu einer dezentraleren und digitaleren Variante weiterentwickelt:

Menschen aus Deutschland, Frankreich, der Schweiz und Italien haben sich auf unseren Aufruf in social media gemeldet. Ihnen wurden vom Grassi Museum aus Päckchen mit Patches und Materialien zugeschickt, mit der Bitte, das Signal gegen häusliche Gewalt individuell Zuhause zu gestalten und die Patches zurück zu schicken.

Mehr als 180 zurückgesandte Patches haben wir mit Hilfe von Leipziger Textilschaffenden, Anne Ihm und Daniela Witt, zu einem 3,5m x 5m großen Gesamtkunstwerk zusammen genäht, welches zukünftig im Grassi Museum für Völkerkunde zu Leipzig öffentlich zugänglich werden soll.

Im Rahmen des Projektes haben wir mehrere digitale Workshops gehalten, um uns und das Projekt vorzustellen und neben Anregungen zur handarbeiterischen Gestaltung der Patches in Austausch über häusliche Gewalt und Hilfestrukturen zu kommen.

Um dem Thema angemessen sensibel zu begegnen und trotz digitaler Umsetzung ein möglichst intimes und respektvolles Umfeld für alle Teilnehmer:innen zu ermöglichen, haben wir keinen dieser Workshops aufgezeichnet.

Da sich das Projekt innerhalb weniger Wochen, dezentral und mehrheitlich ohne direkten Kontakt und Austausch der einzelnen Beteiligten realisiert hat, freuen wir uns umso mehr über die Möglichkeit, den Projektverlauf im Rahmen einer kurzen Dokumentation sichtbar machen zu können. Teil dieser Dokumentation sind auch Ausschnitte aus einem abschließenden und unsere Projektarbeit reflektierenden Online -Treffen mit der Psychologin Lisa Schenk vom Frauenkrisentelefon.

Wir möchten ansprechbar für Menschen sein, die ebenfalls zu dem Thema arbeiten. Vielleicht können unsere Erfahrungen und unsere Perspektive dazu beitragen weitere Projekte zu inspirieren.

Wir sind beeindruckt über die große Beteiligung an diesem Projekt und vor allem beeindruckt davon, mit wieviel Aufwand, Zeit und Hingabe die einzelnen Patches gestaltet wurden. Uns erreichten ganz unterschiedliche Rückmeldungen aus dem In- und Ausland: durchgehend bestärkende was das Projekt und unsere Herangehensweise betrifft, aber auch erschreckende, persönliche und herzliche Rückmeldungen. 

Für uns war es insgesamt wirklich erschreckend, wie groß der gemeinsame Erfahrungsschatz beim Thema häuslicher Gewalt tatsächlich ist. Dieses Thema braucht mehr Aufmerksamkeit. Wir fühlen uns einerseits ohnmächtig angesichts der Präsenz und Dringlichkeit dieses Themas. Dennoch ist es ermutigend, im Rahmen dieses Projekts einen kleinen Beitrag dazu beigetragen zu haben, dass Schweigen zu brechen.